
Das Fahrpersonal des öffentlichen Personen- und des Schienengüterverkehrs befördert täglich Millionen Menschen in Deutschland von A nach B und transportiert klimafreundlich Millionen Tonnen an Gütern. Ohne gut qualifizierte und motivierte Mitarbeitende würden Bus und Bahn stillstehen und die Mobilität in Deutschland nicht mehr funktionieren.
Doch wie schätzen die Fahrer*innen selbst ihren Job und ihre Perspektiven ein? Wo sehen sie Herausforderungen? Was ist ihnen besonders wichtig, um täglich ihre Leistung bringen zu können? Für die Verkehrsunternehmen, die in den kommenden Jahren verstärkt Personal, vor allem im Fahrdienst, altersbedingt ersetzen und zusätzlich einstellen müssen, ist es entscheidend, Antworten auf diese Fragen zu haben.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, die Digitalberatung nexum und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di haben dazu eine in dieser Form und Umfang bislang einmalige Erhebung durchgeführt und von November 2024 bis Januar 2025 eine Stichprobe von 1.435 Menschen befragt. Die Ergebnisse wurden im Mai in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.
Bessere Arbeitsbedingungen und ein wertschätzenderer Umgang durch die Fahrgäste sind demnach aus Sicht des Fahrpersonals zentrale Faktoren, um ihren Beruf attraktiver zu machen. Die Hälfte der Befragten bewertet das gesellschaftliche Image ihres Berufs als schlecht oder sehr schlecht.
Für 30 Prozent der Beschäftigten sind die Dienstpläne in Teilen nur schwer vereinbar mit dem Privatleben. Der unmittelbare Fahrgastkontakt und der zunehmende Stress im Straßenverkehr werden oft als belastend empfunden, etwa durch hohe Anspannung durch unübersichtliche Situationen sowie ein wachsendes Unsicherheitsgefühl.
Über 54 Prozent der Befragten kamen als Quereinsteigende in die Branche, 31 Prozent der Befragten nannten Social Media als Bewerbungskanal, 50 Prozent fanden über Karriereseiten in den Beruf – persönliche Empfehlungen aus dem privaten oder beruflichen Umfeld sind mit rund 53 Prozent führend. Für die unter 30-Jährigen sind digitale Ansprache und moderne Unternehmenskultur wichtig. Arbeitsplatzsicherheit und Gehalt wurden als Hauptgründe für die Berufswahl genannt.
VDV-Präsident Harald Kraus sieht sowohl die Politik als auch die Branche gefordert: So müsse die Finanzierung für die Anpassung von Arbeitszeitmodellen und Löhnen ausgebaut und bundeseinheitliche Sicherheitsstandards aufgestellt werden.
Das Potenzial in Aus- und Weiterbildung sowie Personalgewinnung könne durch Abbau von Qualifizierungshürden, Förderung von Umschulungen, vereinfachten Erwerb des Busführerscheins und die erleichterte Integration von Migrant*innen besser ausgeschöpft werden.
Die Unternehmen müssten sich stärker mit der Gewinnung von Quereinsteigenden, ihrer Attraktivität als Arbeitgeber und der Digitalisierung der Rekrutierungsprozesse beschäftigen.
(26.06.2025)