Merkliste aktualisiert
Home > Themenwelten > Sicherheit > Netzbeirat fordert Änderungen beim Vegetationsmanagement

In Kürze

Netzbeirat fordert Änderungen beim Vegetationsmanagement

laubsaege_Arbeiten
Foto: DB AG/Benjamin Eichler

Der Netzbeirat der DB Netz AG hat Bund und Bahn dazu aufgefordert, die Vegeta­tionskontrolle entlang der Schienenwege zu verbessern, um die Verfügbarkeit der Infrastruktur bei extremen Wetterlagen zu erhöhen. Erforderlich seien nicht nur punktuelle oder auf Teilnetze beschränkte Maßnahmen, sondern ein durchgängiges und nachhaltiges Vorgehen, erklärte der Netzbeirat in einer Stellungnahme vom 29. Januar. „Mittel­- und langfristiges Ziel muss es sein, seitlich der Bahnstre­ cken die Vegetation auf eine Höhe zu begrenzen, die höchstens dem Abstand zum Gleis entspricht“, heißt es darin.

Der sogenannte „V­-Schnitt“ soll sicher­ stellen, dass Äste oder ganze Bäume bei Unwettern nicht auf die Gleise fallen. Dazu werden Baumkronen über die baumfreie 6 -Meter­-Rückschnittzone hinaus gestutzt, so dass ihre Höhe in einer „Stabilisierungszone“ stufenmäßig ansteigt. Näher am Gleis wachsende Büsche und Sträucher sollen dahin­terstehende höhere Bäume auffangen (siehe Abbildung unten). Bisher wird das Verfahren nur an besonders gefährdeten Stellen angewendet.

grafik_baumbeschnitt_bahngleise
Das Prinzip des „V-Schnitts“ für Vegetation im Umfeld der Gleise (Quelle: DB AG)

Die Deutsche Bahn hatte im Januar ihren „Aktionsplan Vegetation“ vorgestellt. Er beinhaltet unter anderem eine „Durch­forstung“ der Baumbestände entlang der Strecken, wobei besonderssturmanfällige Gewächse komplett entfernt werden. Ausgeweitet werden die regelmäßigen Inspektionen durch Förster und Fahrweg­pfleger, die durch digitale Katalogisierung ergänzt werden soll, sowie das 2016 begonnene Hot­-Spot­-Programm zum V­-Schnitt an neuralgischen Punkten im Schienennetz. Bereits seit 2007 schneidet die Bahn präventiv sämtliche Vegetation im Abstand von 6 Metern zu beiden Seiten der Gleise auf bodennahes Niveau zurück.

Ein wirksames Vegetations­management sei nicht allein Sache des Infrastruktur­betreibers, betont der Netzbeirat in seiner Erklärung. So müsse die Bundesregierung die Schienenwege den Bundesfern­straßen gleichstellen, um das Entfernen von Vege­tation und anderen Hindernissen auch auf angrenzenden Grundstücken zu ermöglichen, die sich nicht im Bundesbesitz befinden. Änderungen im Naturschutzgesetz sollen für eine problemlose Anwendung des V­-Schnitts entlang der Bahnstrecken sorgen und das Fällen von Bäumen erleichtern. Ein zuver­lässiger Bahnbetrieb müsse Priorität haben, so das Gremium. Der Netzbeirat berät die DB Netz AG in allen Fragen des Erhalts und der Entwicklung des Schienennetzes. Ihm gehören Vertreter von Verkehrsunternehmen und Aufga­benträgern an.

Das Vegetationsmanagement der DB war in die Kritik geraten, nachdem die schweren Herbststürme des vergangenen Jahres und zuletzt der Orkan „Friederike“ im Januar zu zahlreichen Zugausfällen geführt hatten, weil entwurzelte oder abgeknickte Bäume auf Gleise und Oberleitungen gestürzt waren. Experten und Vertreter von Branchenverbänden kritisierten daraufhin, die Bahn vernach­ lässige den Beschnitt im Umfeld der Gleise. Die Rückschnittzone müsse von 6 auf 10 Meter ausgeweitet werden, fordert der Ehrenvorsitzende des Fahrgastver­bandes Pro Bahn, Karl-­Peter Naumann. Zudem seien viele Bäume in Gleisnähe inzwischen zu hoch, um ohne besondere Genehmigung gefällt werden zu dürfen, sagte Naumann. Das sei eine Spätfolge aus der Ära der Bahnprivatisierung, in der die Vegetationskontrolle aus Kosten­gründen stark zurückgefahren worden sei. Die DB verweist auf rechtliche Hürden und Vorgaben des Natur-­ und Umweltschutzes.

(07.03.2018)