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Qualifizierungsprojekt „Bahnhofskümmerer“

Bundesminister Hubertus Heil besucht mit DB Personalvorstand Martin Seiler Projekte am 20.01.20 am Ostbahnhof in Berlin.
Foto: DB AG/ Oliver Lang (Januar 2020)

Die Deutsche Bahn AG wird in den nächsten Jahren im Durchschnitt über 20.000 neue Mitarbeiter/-innen benötigen und einstellen. Dazu nutzt sie auch die Möglichkeit Bewerber/-innen, die in den letzten Jahren und voraussichtlich auch zukünftig keinen Arbeitsplatz fanden/finden, mit einer entsprechenden zusätzlichen Förderung und nach einer Qualifizierungsmaßnahme einzustellen.

Bereits zum zweiten Mal startete DB Training deshalb im September 2020 ein Projekt, um Langzeitarbeitslose in einer Bildungsmaßnahme auf einen beruflichen Wiedereinstieg vorzubereiten. Von den Berliner Jobcentern ausgewählte, motivierte und geeignete Bewerber/innen werden in einer acht­wöchigen Maßnahme auf einen Wiedereinstieg in das Berufsleben und in diesem Projekt explizit auf eine Tätigkeit als Reinigungskraft für die Berliner Bahnhöfe vorbereitet.

Positive Erfahrungen im Pilotprojekt

Hierbei soll an die Erfolge im letzten Jahr angeknüpft werden, wo in Berlin bereits sechs Langzeitarbeitslose, nach Absolvierung einer geförderten Maßnahme, sozialversicherungspflichtig im Konzern beschäftigt werden. Schon 2019, kurz nach in Kraft treten des Teilhabechancengesetzes zur Förderung von Langzeitarbeitslosen, startete das erste Pilotprojekt. Zum erfolgreichen Projektabschluss im Januar 2020 trafen sich DB Personalvorstand Martin Seiler und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil mit den Teilnehmenden am Berliner Ostbahnhof, um ein erstes Fazit zu ziehen.

„Die Deutsche Bahn will ein Projekt zum beruflichen Wiedereinstieg von Langzeitarbeitslosen ausbauen“, sagte Personalvorstand Seiler in Berlin. „Es passt zu uns als Unternehmen und wir verstehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung, auch jenen eine faire Chance auf eine berufliche Perspektive zu geben, denen der Wiedereinstieg durch lange Arbeitslosigkeit schwerfällt.“

Im Rahmen des Teilhabechancengesetzes ist für Langzeitarbeitslose, die oft trotz vielfältiger Anstrengung vergeblich einen Arbeitsplatz gesucht haben, eine Fördermöglichkeit geschaffen worden. Sie sollen durch einen Lohnkostenzuschuss sowie durch individuelle Unterstützung und Betreuung wieder am Arbeitsleben teilhaben können. Arbeitgeber, die diesen Menschen eine Chance geben, erhalten Lohnkostenzuschüsse bis zu 100 Prozent des Tariflohns für eine maximale Dauer von bis zu 5 Jahren.

Personen in der Bahnhofshalle
Teilnehmende des Pilotprojektes am Berliner Ostbahnhof mit DB-Personalvorstand Seiler (4.v.l.) und Arbeitsminister Heil (7.v.l.), (Januar 2020)

Beratung und Begleitung fördert soziale und berufliche Integration

Zudem können in dieser Zeit erforderliche Qualifizierungen gefördert werden. Die Beschäftigten erhalten begleitend ein ganzheitliches Coaching. Die Coaches unterstützen beim Einstieg ins Berufsleben, bei Problemen am neuen Arbeitsplatz oder bei Schwierigkeiten mit der Organisation des Alltags und nehmen dabei das ganze familiäre Umfeld in den Blick. In den ersten sechs beziehungsweise zwölf Monaten sind die Arbeitgeber verpflichtet, die neuen Mitarbeitenden für das Coaching freizustellen.

Projekt „Bahnhofskümmerer“ in den Medien

Das Pilotprojekt hatte die Bahn 2019 in Berlin und Nordrhein-Westfalen gestartet. Seit November 2019 beschäftigt der Konzern in diesem Rahmen 17 ehemals langzeitarbeitslose Menschen. Sie arbeiten im Konzern als Servicekräfte an den Bahnhöfen, etwa am Fahrkartenautomaten, am Bahnsteig oder als Reinigungskräfte, teilte die Bahn mit. Die vom Jobcenter ausgewählten Kandidaten seien zuvor acht Wochen lang geschult und so intensiv auf ihren künftigen Job vorbereitet worden. Die Bahn ist zufrieden und könne sich gut vorstellen, mehr Menschen auf diesem Weg einzustellen.
(Quelle: Auszug aus der „Kreiszeitung“, 21.1.2020)

Zur Auswahl und Vorbereitung geeigneter Bewerber/-innen hat DB Training eine entsprechende Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung ent­wickelt und zertifiziert. Dabei werden die Teilnehmer/-innen auf Ihren Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt vorbereitet, indem Sie eine Orientierung über die Anforderungen an den Arbeitsmarkt insbesondere in der Transport- und Logistikbranche bekommen, Werkzeuge zum Zeit- und Selbstmanagement kennenlernen und sich individuelle Selbstvermarktungsstrategien aneignen, um ein entsprechendes Auswahlverfahren erfolgreich zu meistern. Begleitet wird die Maßnahme durch ein individuelles, sozialpädagogisches Coaching, welches die Teilnehmer/-innen befähigen soll, formale, persönliche und in ihrem Umfeld liegende Einstiegshürden zu erkennen und zu überwinden.

Darüber hinaus erwerben sie eine realistische Selbsteinschätzung und haben Sicherheit über das weitere Vorgehen in Bezug auf ihre Entscheidung zur Arbeitsaufnahme erlangt. Sie kennen ihre Ziele und Kompetenzen, können mit ihren Schwächen umgehen, sind bereit, Eigenverantwortung zu übernehmen und selbstbestimmt zu leben und zu handeln.

Während einer einwöchigen Berufserprobung bei einem Arbeitgeber lernen sich Teilnehmer und Arbeitgeber kennen. Die potenziellen Bewerber/-innen erhalten Einblicke in die Arbeitsabläufe und können so ihr Können unter Beweis stellen.

Der Arbeitgeber bekommt im Gegenzug einen Eindruck, ob der/die Kandidat/-in für die Tätigkeit geeignet ist. Finden nach Abschluss der Maßnahme Arbeitgeber und Bewerber/-in zusammen, muss vor der Unterzeichnung des Arbeitsvertrages der Antrag auf den Lohnkostenzuschuss bei der zuständigen Agentur für Arbeit gestellt werden. Als Arbeitsmarktprofi unterstützt DB Training die entsprechenden Geschäftsfelder bei der Antragstellung.

Fazit

In Zeiten des Fachkräftemangels entstehen mit dem Qualifizierungsprojekt „Bahnhofskümmerer“ Chancen auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite. Der Erfolg des Programmes zeigt, dass es möglich ist, Langzeitarbeitslose wieder in das Erwerbsleben zu integrieren.

 

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