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Umstrukturierung bei DB Cargo (Teil 4)

DB Cargo Steel: Unverzichtbarer Partner der europäischen Stahlindustrie

Foto: DB AG/Steve Wiktor
Foto: DB AG/Steve Wiktor

Stahl und DB Cargo – das ist weit mehr als eine Geschäftsbeziehung. Es ist eine industrielle Partnerschaft, die Europas Wirtschaft seit Generationen trägt. Ohne Stahl gäbe es keine Schienen, keine Waggons, keine Brücken. Und ohne die zuverlässige Logistikleistung von DB Cargo kämen viele Stahlprodukte nie dorthin, wo sie gebraucht werden – in die Automobilindustrie, den Maschinenbau oder den Wohnungsbau. Was auf der Schiene bewegt wird, ist das Rückgrat moderner Wertschöpfung.

Stahl ist die Grundlage moderner Infrastruktur, Maschinen und Fahrzeuge. DB Cargo sorgt dafür, dass Rohstoffe zuverlässig zu den Hüttenwerken gelangen – und fertige Produkte klimafreundlich in die weiterverarbeitende Industrie. Beide Branchen stehen vor großen Veränderungen: Digitalisierung, Dekarbonisierung und geopolitische Umbrüche fordern neue Konzepte – und starke Partnerschaften.

Mit der neuen Geschäftseinheit Steel bündelt DB Cargo ihre Stahlkompetenz unter einem Dach. Die Einheit ist Teil der strategischen Neuaufstellung des Unternehmens: sieben eigenständige Geschäftseinheiten mit klaren Verantwortlichkeiten, eigenem Fuhrpark und operativer Steuerung.

Steel übernimmt die komplette Transportlogistik für die europäische Stahlindustrie – wirtschaftlich eigenverantwortlich, kundennah und zukunftsorientiert.

Nachhaltige Stahllogistik: Emissionsfrei und vernetzt in der Lieferkette

Die Geschäftseinheit Steel von DB Cargo ist auf Logistiklösungen für die europäische Stahlindustrie spezialisiert – mit klarem Fokus auf Nachhaltigkeit. Ob mit rein elektrisch betriebenen Güterzügen oder im kombinierten Verkehr: Die klimafreundliche Schiene steht im Zentrum. Denn wer grünen Stahl produzieren will, braucht auch eine CO2-arme Logistik.

Die Transporte sind eng in die industrielle Wertschöpfung eingebunden – von Rohstoffen wie Erz, Kalk und Schrott über Halbzeuge bis hin zu Coils, Blechen oder Schienen. Steel schafft so moderne Kreislaufmodelle, in denen der Transport Teil eines nachhaltigen Produktionsprozesses ist.

Foto: DB AG/Volker Emersleben
Foto: DB AG/Volker Emersleben

Effizient, flexibel, emissionsfrei: Logistikkonzepte mit Zukunft

Rund 80 Prozent der Rohstoff- und Zwischenwerksverkehre erfolgen im klimafreundlichen Ganzzugverkehr. Für individuelle Bedarfe bleibt der Einzelwagenverkehr unverzichtbar – etwa beim Bayern-Shuttle, das beide Systeme kombiniert. Es versorgt Automobilstandorte in Bayern mit Stahlcoils aus Linz – und bringt im Rücklauf Stahlschrott zurück ins Werk, wo er recycelt wird. Das gesamte Konzept ist emissionsfrei und trägt zur CO2-Reduktion in der Lieferkette bei.

Mit Blick auf die Transformation der Stahlindustrie arbeitet das Team von Steel bereits heute an neuen Lösungen – gemeinsam mit Kunden, abgestimmt auf künftige Rohstoffflüsse und Nachhaltigkeitsziele.

Starke Zahlen, starke Partnerschaft

Steel ist eine der tragenden Säulen im Leistungsportfolio von DB Cargo. Rund 50 Prozent aller Stahltransporte in Deutschland erfolgen per Bahn. Allein DB Cargo bewegt jährlich rund 53 Millionen Tonnen – rund 40 Prozent des gesamten Transportvolumens.

Aufbau der Geschäftseinheit Stahl
Aufbau der Geschäftseinheit Stahl (Quelle: DB Cargo)

Aufgaben der Teams in der Geschäftseinheit Stahl

  • Sales and Solution Design Steel 1: Entwickelt individuelle Logistikkonzepte für deutsche und österreichische Stahlkonzerne wie Salzgitter, thyssenkrupp und voestalpine
  • Sales and Solution Design Steel 2: Bietet internationale Lösungen für Stahlunternehmen in Kontinentaleuropa und Skandinavien, z. B. ArcelorMittal und SSAB
  • Sales and Solution Design Scrap: Fokussiert auf die Elektrostahlindustrie, die ihren Stahl ausschließlich aus Schrott herstellt, inklusive Betreuung der Schrotthandelskonzerne
  • Sales Support Steel: Kalkuliert Transportkonzepte im Ganzzug- und Einzelwagenverkehr, unterstützt bei Ausschreibungen und Angebotserstellung
  • Equipment Steel: Plant den Bedarf an Güterwagen und sorgt für die strategische Weiterentwicklung der Flotte
  • Development and Excellence Steel: Verantwortlich für die strategische Weiterentwicklung, Qualitätssicherung und den Einkauf von Logistikleistungen

32.000 spezialisierte Güterwagen – vom Coilwagen bis zum Schüttgutwaggon – und 123 moderne Lokomotiven sorgen für reibungslose, grenzüberschreitende Verkehre. Damit ist Steel nicht nur eine interne Einheit – sondern strategischer Partner der europäischen Stahlindustrie. Ein verlässlicher Akteur in Zeiten der Transformation hin zur Zukunft-Mission des grünen Stahls.

Neue Organisationsstruktur: Ausgerichtet an Kundenbedürfnissen

Seit Januar 2025 wird die Branche Steel von der Autorin dieses Beitrags geleitet. Sechs spezialisierte Teams sind für die Konzeption, Kalkulation, Vermarktung und strategische Weiterentwicklung der Verkehre verantwortlich.

Interview mit Katja Sander

„Wir wollen erste Adresse für klimafreundliche Stahllogistik sein“

Deine Bahn: Was macht der neu gegründete Bereich genau? Wer ist die Kundschaft, für wen wird was bewegt?

Katja Sander: Die Business Unit Steel ist mehr als ein neues Organigramm – sie ist unser klares Bekenntnis zur Stahlindustrie in Deutschland und Europa. Unser Ziel ist es, auch in Zukunft der bevorzugte Systempartner dieser Schlüsselbranche zu bleiben – mit maßgeschneiderten Lösungen, die weit über den klassischen Transport hinausgehen.

Ob Rohstoffe, Halbzeuge, Fertigprodukte oder Schrott: Wir bringen alles zuverlässig und klimafreundlich auf die Schiene. Unsere Leistungen reichen vom Ganzzug über flexible Einzelwagen bis hin zu Shuttle-Konzepten – je nachdem, was unsere Kunden brauchen. Besonders wichtig ist uns dabei das Thema Innovation: Mit speziell entwickeltem Equipment – etwa für den Transport von Eisenschwamm – gestalten wir schon heute die Logistik für den grünen Stahl von morgen.

Was uns dabei stark macht? Unsere Neuaufstellung. Mit eigener Flotte, fest zugewiesenem Personal und wirtschaftlicher Eigenverantwortung agiert die Business Unit Steel wie ein mittelständisches Eisenbahnunternehmen – nur mit der Power und dem Netzwerk von DB Cargo im Rücken. Das macht uns schnell, flexibel und nah dran am Kunden. Unser Anspruch ist klar: Wir wollen die erste Adresse für klimafreundliche Stahllogistik sein – heute und morgen.

Wie liefen die ersten Monate 2025?

Natürlich war der Start anspruchsvoll – aber das war zu erwarten. Eine tiefgreifende Neuausrichtung bringt immer Herausforderungen mit sich. Besonders wichtig war für uns die konsequente Bündelung von Ressourcen: Lokomotiven, Wagen, Teams – alles wurde klar zugeordnet. Das schafft Verlässlichkeit und Handlungsspielräume.

Ein echter Meilenstein war die Einführung des „starken Langfahrens“ – also eines flexibleren und effizienteren Einsatzes unserer Lokführer*innen. Damit haben wir die Grundlage gelegt, marktorientierter und wirtschaftlicher zu arbeiten.

Die Anfangsmonate waren vor allem von Aufbauarbeit geprägt: Prozesse mussten etabliert, Rollen geklärt, Routinen entwickelt werden. Das hat Zeit gekostet – aber unser Team hat diese Phase mit großem Einsatz und viel Motivation gemeistert. Besonders gefreut hat mich die intensive Zusammenarbeit mit unseren Partnern: Sie hat uns geholfen, unser Angebot gezielt auszubauen, unsere Transportqualität weiter zu verbessern – und auch wirtschaftlich deutlich zuzulegen.

Unser Anspruch war und bleibt: Für jeden Kunden die beste Lösung finden. Und das gelingt heute nur im starken Zusammenspiel mit unseren Partnern, Mitarbeitenden und Interessenvertretungen. Die Weichen sind gestellt – jetzt nehmen wir Fahrt auf. Gemeinsam.

Wie ist der Ausblick für die nächsten Monate?

Die nächsten Monate bleiben herausfordernd – das ist klar. Die grüne Transformation der Stahlindustrie ist dringend notwendig, bringt aber hohe Investitionen und große Unsicherheiten mit sich. Gleichzeitig stehen viele unserer Kunden unter erheblichem Druck: hohe Energiepreise, zunehmender Wettbewerb durch Importstahl, eine schwächelnde Konjunktur. Das hat direkte Auswirkungen auf die Transportmengen – weniger Produktion bedeutet weniger Logistikbedarf.

Aber genau für diese Situationen haben wir uns neu aufgestellt. Mit flachen Hierarchien, klaren Zuständigkeiten und einer Organisation, die schnell reagieren kann. Die Business Unit Steel ist ein Spiegel der Branche – was dort passiert, spüren wir unmittelbar.

Und trotzdem: Ich sehe die Lage nicht pessimistisch. Wir haben ein engagiertes Team, kurze Entscheidungswege und die klare Haltung, unsere Kunden gerade jetzt bestmöglich zu unterstützen. Auch in stürmischen Zeiten wollen wir verlässlicher Partner bleiben – und wir sind dafür gut gerüstet.

Wo sehen Sie DB Cargo und Ihre Geschäftseinheit in fünf Jahren?

Ich bin überzeugt: Die kommenden Jahre werden von Veränderung geprägt sein – technologisch, ökologisch, wirtschaftlich. Das birgt Herausforderungen, aber auch riesige Chancen für uns als Logistikpartner der Industrie.

Unser Anspruch ist es, uns gemeinsam mit unseren Kunden weiterzuentwickeln. Ein gutes Beispiel ist der steigende Bedarf an Schrott für grüne Stahlproduktion – ein Trend, der sich klar abzeichnet. Wir investieren deshalb gezielt in neue Shuttle-Konzepte. 2026 geht es damit los!

Parallel erwarten wir eine Zunahme an Spotverkehren, weil Unternehmen angesichts der volatilen Wirtschaftslage kurzfristiger und flexibler disponieren müssen. Dank unserer neuen Struktur sind wir dafür bestens aufgestellt: beweglich, fokussiert, schnell.

In fünf Jahren wollen wir nicht nur die Logistikadresse der Stahlbranche sein – wir wollen ein aktiver Teil ihrer grünen Transformation bleiben. Verlässlich, innovativ und immer im Dienst unserer Kundschaft.


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