Für die weltweit führende Leitmesse für Verkehrstechnik war es ein Rekordjahr: Mit der größten Ausstellungsfläche seit ihrer Gründung und rund 170.000 Besuchenden aus 133 Ländern hat die Ende September in Berlin zu Ende gegangene InnoTrans neue Maßstäbe gesetzt. Ein eigener Ausstellungsbereich zu KI, Robotik und IT-Sicherheit zeigte die gestiegene Bedeutung der Digitalisierung für die Branche auf.
Die gesamte Freifläche und alle Messehallen waren belegt: Dort stellten 2.940 Aussteller aus 59 Ländern ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen vor. Rund 600 neue Aussteller waren dabei – und mit ihnen Länder wie Marokko, Malaysia, Indonesien und Südafrika. Auf dem Gleisgelände präsentierten Hersteller 133 Fahrzeuge aus aller Welt auf den 3.500 laufenden Gleismetern. Im Bus Display im Sommergarten waren auf einem 500 Meter langen Rundkurs elf Busse im Live-Betrieb zu erleben.
Die Schwerpunktthemen der diesjährigen Messe waren Nachhaltigkeit, Elektrifizierung Digitalisierung und vor allem Künstliche Intelligenz. Dieser Entwicklung trug die InnoTrans mit dem neuen Ausstellungsbereich, dem AI Mobility Lab, Rechnung. 42 Aussteller aus 17 Ländern stellten ihre Expertise in KI, Robotics, Datenschutz und Cybersicherheit vor. Über die Perspektiven von KI für die Schiene diskutierten u. a. DB-Chef Richard Lutz und Staatssekretärin Susanne Henckel mit Vertretern internationaler Industrie- und Bahnunternehmen im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung.
Volker Wissing, Bundesminister für Digitalisierung und Verkehr, und Magda Kopczyńska, Generaldirektorin der GD MOVE der Europäischen Kommission, hielten die Begrüßungsreden und stellten die politischen Perspektiven zum Schienenverkehr aus Berlin und Brüssel vor. Der Verkehrsminister betonte, auch wenn der Eindruck gelegentlich anders sei, stehe die Bundesregierung voll hinter dem Ziel des flächendeckenden Rollouts des europäischen Zugbeeinflussungssystems ETCS im Rahmen der Digitalen Schiene.
Die deutsche Bahnindustrie wird das gerne gehört haben – ihr Dachverband VDB hatte zum Start der InnoTrans einen Aktionsplan veröffentlicht, der unter der Überschrift „Schiene ist Industriepolitik“ stand. Das Dialogforum der Messe nutzte der VDB gemeinsam mit dem Verband der Verkehrsunternehmen VDV, um auf das zentrale Thema Fachkräftemangel aufmerksam zu machen. Im Anschluss an eine Diskussion mit Vertreter*innen von Politik, Gewerkschaften und Unternehmen veröffentlichen die Verbände eine gemeinsame Erklärung. Darin wird u. a. auf das hohe Durchschnittsalter und die bevorstehenden Renteneintritte im operativen Bereich bis 2030 verwiesen, was verstärkte Anstrengungen zur Nachwuchsgewinnung erfordere.
Die gestiegene Sichtbarkeit von Frauen in der Bahnbranche zeigte sich auf dem diesjährigen „Luncheon“ der Women in Mobility, denen mit dem Winterpalais erstmalig eine eigene Location zur Verfügung stand, in der rund 400 weibliche Fach- und Führungskräfte aus Europa, den USA, Südafrika und Australien zum gemeinsamen Essen und Austausch zusammenkamen.
Der Bahnbau war schon immer ein wichtiges Ausstellungssegment der InnoTrans. Auch in diesem Jahr wurden wieder zahlreiche Innovationen im „gelben“ Bereich gezeigt. Die deutsche Infrastrukturbetreiberin DB InfraGO kündigte anlässlich der Messe an, ihren Maschinenpool in strategisch wichtigen Bereichen der Instandhaltung zu verstärken, und schloss entsprechende Vereinbarungen u. a. mit den Herstellern Voestalpine und Plasser & Theurer zur Übernahme von Großgerät bzw. der Lieferung von Fahrzeugen für die Wartung von Oberleitungen und das Schleifen von Weichen und Gleisen ab.
Auch für den öffentlichen Nahverkehr gab es innovative Fahrzeuge zu sehen. Darunter war die neue Niederflurstraßenbahn von Alstom für die Berliner Verkehrsbetriebe, die vor allem durch ihre Länge von 50 Metern auffällt. Die 30 Meter lange ForCity Smart des Škoda-Konzerns, eine Konstruktion mit je zwei Drehgestellen unter den beiden Endwagen und einem schwebenden Mittelteil, wird den Fuhrpark der Stadtwerke Bonn modernisieren.
Noch im Stadium eines Prototyps ist die wasserstoffbetriebene Straßenbahn von Hyundai Rotem, deren auf dem Dach befindliche Tanks eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern gewährleisten sollen. Erster Kunde für die bald in Serienproduktion gehenden Fahrzeuge ist die koreanische Stadt Daejeon, die 2028 ein neues Tramsystem in Betrieb nehmen will.
Die 15. InnoTrans wird vom 22. bis 25. September 2026 stattfinden.
Mehr unter: www.innotrans.de
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