
145 Vortragende, 170 ausstellende Unternehmen und mehr als 2.200 Teilnehmende haben mitgewirkt an der diesjährigen Ausgabe der Management-Konferenz der Bahnindustrie in Berlin, wie gewohnt beherbergt vom Estrel Convention Center und unterstützt von der Deutschen Bahn und weiteren hochkarätigen Industriepartnern und Sponsoren.
„Zukunft Bahnsektor: Gemeinsam den Wandel gestalten“ – unter diesem Motto behandelt das 9. Railway Forum an 2 Konferenztagen und auf 3 Bühnen die vier strategischen Themen Digitalisierung, Führung und Fachkräfte, Lieferketten der Zukunft und Nachhaltigkeit. Neben Vorträgen gab es Panel-Diskussionen, Workshops und eine Fachausstellung.
Das System Bahn scheint sich an der Oberfläche nicht groß verändert zu haben. Doch unter der Oberfläche brodelt ein massives Innovationsleben, so Johannes Max Theurer vom Bahnbaukonzern Plasser & Theurer in seiner einleitenden Keynote. Dr. Jasmin Bigdon, CTO der DB AG, eröffnete die Innovation Stage am ersten Konferenztag und beleuchtete genau das: Wie die größten Herausforderungen der Branche durch den gezielten Einsatz von Innovation in greifbare Lösungen verwandelt werden können.
Die Zukunft des Bahnverkehrs wird vielfältig, machte die Konferenz deutlich. Keine einzelne Technologie ist die alleinige Lösung – es braucht das richtige Zusammenspiel, angepasst an Strecke, Einsatzgebiet und Infrastruktur. Ob emissionsfreie Regionalzüge mit Batterie, Langstrecken mit Wasserstoff oder hybride Konzepte: Entscheidend ist, dass jede Lösung nachhaltig, effizient und skalierbar gestaltet wird. Damit wird der Schienenverkehr nicht nur grüner, sondern auch unabhängiger von fossilen Energien.
Autonomes Fahren auf der Schiene ist weit mehr als nur Technologie – es ist ein Paradigmenwechsel für den gesamten Bahnsektor und bedeutet mehr Effizienz, höhere Kapazitäten und eine deutliche Steigerung der Sicherheit – ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der Schiene. Dabei geht es nicht nur um Sensorik und Steuerung, sondern um ein neues Zusammenspiel von Infrastruktur, Regulierung und Betrieb. Erfolgreiche Migration gelingt nur, wenn alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette gemeinsam handeln – von Herstellern über Betreiber bis hin zur Politik.
Modernisierung, Instandhaltung, Digitalisierung – nur wenn alle Bausteine perfekt ineinandergreifen, kann die Bahn ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten: Digitale Tools erkennen Probleme, bevor sie sichtbar werden. Vorausschauende Wartung ersetzt teure Notfallreparaturen. Effizienz trifft Nachhaltigkeit – weniger Ausfälle, weniger Ressourcenverbrauch, mehr Verlässlichkeit.
Die Bahnbranche ist gewissermaßen eine „Branche der 1.000.000 Teile“ – teilweise mit einer Altersspanne von Jahrzehnten. Wie sorgt man dort für Nachschub? Was wenn ein Hebel aus den 1960er Jahren kaputtgeht? Hier kommt das Thema 3D-Druck ins Spiel. Stefanie Brickwede, Leiterin der Additiven Fertigung bei der Deutschen Bahn und Geschäftsführerin des Netzwerks Mobility Goes Additive, präsentierte in ihrem Vortrag das „manufacturing on demand“.

Technologie allein reicht nicht
Doch Technologie allein reicht nicht – der Wandel gelingt nur als gemeinsames Projekt der Branche. Dr. Daniela Gerd tom Markotten, Technik-Vorständin im DB-Konzern, brachte das Bild von den „helfenden Händen, die den Bahnsektor vorwärtsbringen wollen“ – am Ende sitzen alle im selben Boot bzw. im selben Zug. Und das Beispiel des Neuen Werks Cottbus zeigt, was passieren kann, wenn alle an einem Strang ziehen.
Das Thema Fachkräftemangel und demografischer Wandel trifft auf technologischen Umbruch bei gleichzeitiger Wichtigkeit der Grundlagenwissenschaften – ein perfekter Sturm aus Neuerung und Erhalt im Bereich Personalmanagement. In diesem Zusammenhang stand das Panel zum Thema „Die Zukunft der Arbeit im Bahnsektor: Rekrutierung und Bindung von Talenten als strategische Aufgabe“.
500.000 Bewerbungen auf über 500 Berufsbilder, dazu ein grundlegender Kulturwandel der jüngeren Generation und neue Technologien wie KI, die das Personalwesen grundsätzlich verändern – eine komplexe Aufgabe für Martin Seiler, Vorstand Personal und Recht bei der DB, der in seiner Keynote die Rolle der HR für die Transformation im Sektor erläuterte.
Weitere Höhepunkte: Die Pre-Networking-Veranstaltung am Vorabend fand mit 300 Gästen in der Österreichischen Botschaft in Berlin statt, über 200 weibliche Führungskräfte kamen zum Luncheon des Netzwerks Women im Mobility zusammen, und das Gala-Dinner bildete den feierlichen Ausklang des ersten Kongresstags.
Das nächste Railway Forum ist für den 1.–2. September 2027 geplant.
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