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10 Jahre BIM-Kongress in Gießen

In Kürze

Erst digital, dann real bauen:
10 Jahre BIM-Kongress in Gießen

Foto: Milton Arias
Foto: Milton Arias

Der nunmehr 10. Kongress „Infrastruktur Digital Planen und Bauen“ in Gießen war mit über 530 Anmeldungen aus Sicht der Gastgeber TH Mittelhessen und 5D-Institut ein voller Erfolg. Ein Großteil der Teilnehmenden verfolgte die beiden Tage vor Ort, zusätzlich gab es wie gewohnt einen Livestream, den weitere Gäste aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Spanien nutzten. Schwerpunkte waren Praxisberichte, Projektbeispiele und aktuelle Trends und Technologien rund um den Einsatz von Building Information Modeling (BIM) bei Infrastrukturvorhaben von Schiene, Straße und Wasserstraßen, darunter GreenBIM, Ökobilanz im Infrastrukturbau oder anwendungsorientierte KI im Bauwesen.

Eine Bilanz und Ausblick zum Stand von BIM im Bahnbau boten Frank Gülicher von der DB Netz AG und Dr. Matthias Jacob vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Die Investitionen in die Schiene steigen von 2020 bis 2030 um über 50 Prozent, so der Hintergrund. In Verbindung mit einem gemeinschaftlichen Projektverständnis trage die Digitalisierung aller planungs- und realisierungsrelevanten Informationen maßgeblich zur Reduktion von Komplikationen und Konflikten an den Schnittstellen bei, so die Referenten. Insbesondere die stark fragmentierte Wertschöpfungskette des Hochbaus könne davon profitieren.

Zu den Voraussetzungen für die Umsetzung von BIM gehört eine klare Definition der Anforderungen (Daten, Prozesse, Qualifikationen), Qualitätsmerkmale und Schnittstellen. Alle Baubeteiligten sind daher aufgefordert, sich an den laufenden Abstimmungs- und Regelungsprozessen zu beteiligen. Die Deutsche Bahn hat umfassende Standards für die Anwendung von BIM in der Bahninfrastruktur entwickelt und arbeitet in den DIN-Fachausschüssen mit. Wesentliche DB-Standards werden über das BIM-Portal zur Verfügung gestellt.

Mehr zur internationalen Zusammenarbeit erläuterte Candy Friauf, BIM-Beauftragter der DB. Er berichtete dabei u.a. über die Arbeit der Nichtregierungsorganisation buildingSMART. Deren Vision ist es, weltweit gesellschaftliche, ökologische und wirtschaftliche Vorteile durch gemeinsam nutzbare und offene Daten zu Infrastrukturen und Gebäuden zu erreichen. So können diese Daten besser genutzt werden und es eröffnen sich neue Möglichkeiten für Wachstum. Die DB ist Mitglied im internationalen Steuerungskomitee von buildingSMART.

Ein Ziel der Bahn ist es, die Prozesse bei der Planung und beim Bau von Bahnhöfen zu verbessern. Die steigenden Investitionen in Bahnhöfe seit 2014 deuteten darauf hin, dass aufgrund von Investitionshochläufen und demografischen Veränderungen mehr Effizienz erforderlich ist, so Stefanie Werner und Katja Gericke von DB Station&Service AG. Die BIM-Methodik wurde im Januar 2017 verbindlich eingeführt und wird derzeit bei etwa 1.000 Projekten eingesetzt. Durch den Ansatz „Erst digital, dann real bauen“ werde ein störungsfreier Bauablauf erreicht, so die Referentinnen.

Fachmodelle für Umweltplanung und Baugrund sowie eine 360°-Multisensorplattform für die gleisgebundene Vermessung und Bestandserfassung als Grundlage für BIM-Projekte waren weitere Themen, die Vortragende von DB Engineering & Consulting und der DB Bahnbaugruppe in Gießen präsentierten.

Der kommende BIM-Kongress findet vom 4. bis 5. September 2024 statt. Der Bahn Fachverlag ist Medienpartner.

Mehr unter:
www.bim-kongress.de

(27.11.2023)