Merkliste aktualisiert
Home > Themenwelten > Verkehr > Klimabilanz 2020: Verkehrssektor erreicht Emissionsziel nur mit Corona-Effekt

In Kürze

Klimabilanz 2020: Verkehrssektor erreicht Emissionsziel nur mit Corona-Effekt

Dichter Verkehr mit Autoabgasen
Im Lockdown nahm die Mobilität der Menschen ab und der Straßenverkehr konnte seinen CO2-Ausstoß reduzieren (Foto: Panthermedia/ssuaphoto)

Auf den ersten Blick ist es eine gute Nachricht, die Umweltbundesamt (UBA) und Bundesumweltministerium im März verkünden konnten: Deutschland hat im Jahr 2020 die selbst gesetzten Klimaziele erreicht.

Demnach ist die Emission von Treibhausgasen um 8,7 Prozent oder 70 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr gesunken – der größte Rückgang innerhalb eines Jahres seit drei Jahrzehnten, wie das UBA mitteilte. Der Ausstoß der einzelnen Sektoren blieb unterhalb der im Klimaschutzgesetz festgelegten Grenzwerte. Der Wermutstropfen: ein gutes Drittel der Emissionsminderung kam infolge der Corona-Pandemie zustande.

Den größten Fortschritt erzielte der Energiesektor, hier machte sich unter anderem die Reduzierung der Kohleverstromung bemerkbar. Der Verkehr verzeichnete ein Minus von 11 Prozent bei den Treibhausgasemissionen, der Gesamtausstoß betrug 146 Millionen Tonnen und lag damit unter der laut Gesetz zulässigen Jahreshöchstmenge von 150 Millionen.

Das UBA verwies auf den Effekt der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona­virus, die zu weniger Mobilität und Verkehrsaufkommen geführt haben. So nahm der PKW-Verkehr insbesondere auf langen Strecken ab, die zeitweise Stilllegung des Flugverkehrs führte zu einem um 60 Prozent niedrigeren CO2-Ausstoß. LKW-Transporte und die damit verbundenen Emissionen gingen dagegen nur leicht zurück.

UBA-Präsident Dirk Messner stellte klar, dass Deutschland das Klimaziel ohne den Lockdown und die damit verbundenen Einschränkungen von Produktion und Verkehr verfehlt hätte. „Das bedeutet, dass die Emissionen wieder steigen werden, wenn die Wirtschaft anspringt“, so Messner. „Das gilt besonders für den Verkehrssektor, der sich nicht auf den vergleichsweise guten Zahlen ausruhen kann.“

Ein kritisches Fazit zog auch der Branchen­verband Allianz pro Schiene: „Ohne Corona-Effekte hat der Verkehr seine Klimalast in drei Jahrzehnten also um 0,8 Prozent reduziert“, sagte Geschäftsführer Dirk Flege. „Das Ziel bis 2030 für den Verkehr ist aber 42 Prozent weniger als 1990.“ Damit die nach der Pandemie wieder zunehmende Mobilität nicht zulasten der Klimaziele geht, müsse der Mix der Verkehrsträger weiter in Richtung einer stärkeren Nutzung der Schiene verschoben werden.

(29.3.2021)