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Lokführermangel: Zukunftsbündnis Schiene will Bahnberufe attraktiver machen

Kundenbetreuerin und Triebfahrzeugführer eines Regionalzugs am Bahnsteig im Gespräch
Foto: DB AG/Oliver Lauer

Das „Zukunftsbündnis Schiene“ soll den Personalmangel im System Bahn stärker in den Vordergrund seiner Arbeit rücken. Das fordern der Dachverband der Aufgabenträger im Schienenpersonennahverkehr, BAG-SPNV, und die Interessenvertretung der privaten Personenverkehrsunternehmen mofair in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Die Präsidenten beider Verbände, Susanne Henckel und Stephan Krenz, haben sich Mitte Januar in Berlin mit dem Beauftragten des Bundes für den Schienenverkehr, Enak Ferlemann, getroffen und über mögliche Maßnahmen beraten. Ziel ist es, bestehende Initiativen zu bündeln und ein breites Bündnis aus Unternehmen, Gewerkschaften, Aufgabenträgern und Politik zu schmieden. Der Lenkungskreis des „Zukunftsbündnis Schiene“ soll diese Aktivitäten koordinieren.

Wie die Allianz pro Schiene berichtet, wurde auf einer Sitzung des Gremiums Anfang Februar beschlossen, eine sechste Arbeitsgruppe einzurichten, die den Titel „Fachkräftebedarf im Schienensektor“ tragen soll.

Zukunftsthemen wie Digitalisierung oder der Deutschlandtakt seien wichtig, doch dürfe nicht vergessen werden, wer die Arbeit mache, so Henckel und Krenz. Es sei unbefriedigend, wenn bestellte Zugverbindungen im Nahverkehr wegen fehlender Triebfahrzeugführer nicht bedient werden könnten und durch Busverkehre ersetzt werden müssten. Der leergefegte Arbeitsmarkt, die starke Konkurrenz der Verkehrsunternehmen untereinander, aber auch flexible Tarifmodelle, die anstelle von Gehaltserhöhungen die Reduzierung der Arbeitszeit ermöglichen, tragen zur Verschärfung der Lage bei, erläuterte mofair-Präsident Krenz.

Nicht hilfreich sei es außerdem gewesen, dass in der Vergangenheit der Eindruck erweckt wurde, das hochautomatisierte Fahren werde den Beruf des Lokführers in absehbarer Zeit überflüssig machen, kritisieren die Verbände in der Erklärung. Ähnlich hatten sich bereits die Eisenbahnergewerkschaften GdL und EVG geäußert.

Viele Experten gehen davon aus, dass sich der fahrerlose Betrieb vor allem in geschlossenen Systemen, wie zum Beispiel U-Bahnen, durchsetzen wird. Die Allianz pro Schiene, die im vergangenen Jahr die Verbreitung von Fahrassistenzsystemen untersuchte, kam zum Schluss, dass solche Systeme den Lokführer bei einer effizienten Fahrweise unterstützen, aber nicht ersetzen können.

Die GdL ging für 2018 von bundesweit zirka 1.200 unbesetzten Lokführerstellen aus. Allein das Stellenportal „Schienenjobs“ verzeichnete im Januar dieses Jahres mehr als 500 Einträge. Die Deutsche Bahn hatte im vergangenen Jahr 1.600 Lokführer eingestellt beziehungsweise ausgebildet. Der Bedarf bleibt unverändert hoch, zumal bis 2022 weitere 2.200 Lokführer in den Ruhestand gehen.

Im sogenannten betriebskritischen Bereich fehlen der DB außerdem Fahrdienstleiter und Instandhaltungstechniker. Der vom DB-Vorstand im Januar vorgelegte 5-Punkte-Plan sieht für dieses Jahr Neueinstellungen in Rekordhöhe von insgesamt 22.000 Mitarbeitern vor,  darunter über 2.000 Lokführer, 1.500 Fahrdienstleiter und etwa 3.300 Instandhalter.

(05.02.2019)