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Umstrukturierung bei DB Cargo (Teil 3)

Neue Wege im maritimen Kombinierten Verkehr

Foto: DB AG/Volker Emersleben
Foto: DB AG/Volker Emersleben

DB Cargo befindet sich mitten in einem grundlegenden Neustart. Durch die Umsetzung des Transformationsprozesses positioniert sich das Unternehmen mit einer klaren Neuausrichtung und einer verschlankten, kundenfokussierten Organisation neu – als starker, verlässlicher Logistikpartner auf Europas Schiene. In diesem Beitrag geht es um den maritimen Kombinierten Verkehr, die strategische Rolle und die Perspektiven dieses zukunftsträchtigen Bereichs.

Kern der neuen Unternehmens- und Produktionsstruktur von DB Cargo ist eine kompromisslose Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kunden. Ziel ist eine nachhaltige Stabilisierung des Geschäfts und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Schienengüterverkehr.

Ein zentraler Schritt in der Neuaufstellung: Der Kombinierte Verkehr (KV) wurde als eigenständiges Vorstandsressort etabliert und in zwei strategische Segmente untergliedert – „Continental“ und „Maritime“ (vgl. Deine Bahn 06/2025).

Drehkreuz zwischen Hafen und Hinterland: Der maritime KV

Der maritime KV verbindet europäische Seehäfen mit den wichtigsten Wirtschaftsregionen des Kontinents – schnell, zuverlässig und klimafreundlich. Durch die intelligente Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger und die Entwicklung maßgeschneiderter Transportlösungen ist er ein zentraler Baustein der nachhaltigen Logistikstrategie von DB Cargo – und ein entscheidender Hebel für die Verlagerung von Güterströmen auf die umweltfreundliche Schiene.

Vernetzte Logistik für globale Lieferketten

TFG Transfracht ist der Spezialist für durchgängige Port-to-Door-Logistik – mit passgenauen Lösungen für Reeder und Seefrachtspediteure. Der umweltfreundliche Schienen-Hauptlauf wird flexibel durch Vor- und Nachläufe per Lkw ergänzt – für maximale Reichweite und Zuverlässigkeit entlang der gesamten Transportkette.

Gesteuert wird der gesamte Logistikprozess – von Vertrieb und Konzeption bis zur operativen Durchführung – durch TFG Transfracht sowie die neu aufgestellte Produktionskapsel „Operations Maritime“. Zusätzliche Stärke erhält das Angebot durch DB Intermodal Services: mit Depot-, Lager- und Terminaldienstleistungen sowie maßgeschneiderten Transportlösungen auf der ersten und letzten Meile. So entsteht ein vernetztes Logistiksystem, das globale Lieferketten zuverlässig und nachhaltig verbindet.

„AlbatrosExpress“

Mit dem AlbatrosExpress betreibt TFG Transfracht das dichteste Zugnetzwerk im europäischen Seehafenhinterlandverkehr. Es verbindet sechs bedeutende Seehäfen mit 26 Terminals in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz – schnell, zuverlässig und klimafreundlich.

Jährlich werden rund eine Million TEU über mehr als 15.000 Schienenverbindungen bewegt. Woche für Woche sind über 260 Containerzüge im Einsatz – und sorgen so für eine leistungsfähige und nachhaltige Anbindung der wichtigsten Wirtschaftszentren an die Seehäfen Europas.

Quelle: DB Cargo
Quelle: DB Cargo

Die Produktionskapsel „Operations Maritime“

Mit der Einführung der Produktionseinheit „Operations Maritime“ hebt DB Cargo die Steuerung des maritimen kombinierten Verkehrs auf ein neues Niveau. Rund 250 Mitarbeitende sorgen dort für die präzise Planung und zuverlässige Durchführung der Transporte – effizient organisiert, klar strukturiert und zielgerichtet.

Ein zentrales Element ist das Lokführer-Einsatzmodell „Starkes Langfahren“, in dem Lokführer zu marktkonformen Einsatzbedingungen die Zugleistungen über lange Fahrabschnitte – so möglich – von Start bis Ziel fahren. In Summe sichert diese fokussierte Organisation eine verlässliche Zugtraktion im System.

Im Rahmen der Neuorganisation wurden sämtliche benötigten Ressourcen, darunter 63 Lokomotiven und über 2.300 Güterwagen, in das Eigentum der TFG Transfracht übertragen. So entsteht ein schlagkräftiger Produktionsverbund, der die Effizienz steigert und die Wettbewerbsfähigkeit im maritimen KV entscheidend stärkt.

Quelle: DB Cargo
Quelle: DB Cargo

Rundum-Service für den intermodalen Verkehr

DB Intermodal Services (DB IS) bietet ein umfassendes Serviceportfolio rund um den Containertransport – effizient, flexibel und kundenorientiert. Mit über 300 Mitarbeitenden betreibt das Unternehmen elf eigene Leer- und Lastdepots sowie ein leistungsfähiges Umschlagterminal in Kassel.

Durch Kooperationen mit Partnerunternehmen ist DB IS zusätzlich an sechs weiteren Standorten in Deutschland präsent. Das Leistungsangebot reicht von Depot- und Terminalservices über Containerreparaturen und -reinigungen bis hin zum Containerhandel. Damit leistet DB IS einen entscheidenden Beitrag zur Leistungsfähigkeit des intermodalen Systems – und schafft echten Mehrwert entlang der gesamten Transportkette.

Interview mit Frank Erschkat

Frank Erschkat Foto: DB Cargo/Oliver Lang
Frank Erschkat (Foto: DB Cargo/Oliver Lang)

Herr Erschkat, was genau macht Ihre neu geschaffene Einheit – und für wen?

Unsere Aufgabe ist es, Container aus den Seehäfen ins Hinterland und zurück zu bewegen – effizient, zuverlässig und klimafreundlich. Unsere Kunden sind Reedereien und Seefrachtspeditionen. Sobald ein Schiff in Hamburg, Bremerhaven oder Wilhelmshaven anlegt, übernehmen wir die Container im Kaibetrieb und transportieren sie per Schiene zu rund 20 Hinterlandterminals. Dort erfolgt der Umschlag auf den Lkw zur letzten Meile. In der Gegenrichtung bündeln wir Containerladungen aus Wirtschaftszentren wie z. B. Nürnberg und bringen sie via Maschen als zentrale Drehscheibe an die Nordseehäfen.

Unser System kombiniert direkte Shuttlezüge mit Drehscheibenverkehren über Maschen. Damit schaffen wir täglich leistungsfähige Verbindungen – unter anderem eine tägliche Anbindung Wilhelmshavens an das gesamte Netz.

Was hat sich mit der Neuaufstellung konkret verändert – und warum ist das besser?

Die wichtigste Neuerung: Der maritime Kombinierte Verkehr wird jetzt operativ aus einer Hand gesteuert. Mit der Produktionskapsel „Operations Maritime“ haben wir bei DB Cargo eine eigene Einheit mit Planern, Disponenten und Lokführern geschaffen.

Parallel dazu wurde TFG Transfracht zur zentralen Führungsgesellschaft für den maritimen KV – mit voller Ergebnisverantwortung, eigenem Fuhrpark und eigenen Ressourcen: 63 Lokomotiven und über 2.300 Containertragwagen gehören jetzt zum Bestand.

Damit sind wir nicht mehr Teil einer komplexen Verbundproduktion, sondern können unser Netzwerk eigenständig steuern – flexibel, zielgerichtet und transparent. Unser Lokführer-Einsatzmodell „Starkes Langfahren“ ermöglicht zudem stabilere Fahrpläne, bessere Reaktionszeiten im Störungsfall und insgesamt eine deutlich höhere Servicequalität für unsere Kunden.

Wie liefen die ersten Monate des Jahres 2025?

Seit dem 1. Januar sind wir mit neuem Setup unterwegs – und sehen klare Fortschritte. Die neue Transparenz in der Ressourcen- und Kostensteuerung ist ein großer Gewinn. Natürlich war der Start nicht ohne Anlaufschwierigkeiten, insbesondere bei der Qualifizierung unserer neuen Lokführer*innen für spezifische Baureihen und Strecken. Inzwischen ist dieser Prozess weit fortgeschritten.

Besonders spürbar ist die höhere Agilität in der operativen Steuerung: Unsere Planer erhalten direktes Feedback aus der Zugsteuerung – was funktioniert, was angepasst werden muss. Das macht uns schneller, näher am Produkt und kundenorientierter. Wir sind ingesamt mittelständischer geworden – und das ist ein echter Fortschritt gegenüber der vorherigen, komplexen Matrixstruktur.

Was erwarten Sie für die kommenden Monate?

Wir haben viele unserer geplanten Maßnahmen erfolgreich umgesetzt – das zeigt Wirkung. Die Geschäftszahlen liegen im Rahmen unserer Erwartungen und motivieren das gesamte Team. Dennoch ist das Umfeld herausfordernd: Wir operieren in einem rezessiven Markt mit hoher Wettbewerbsintensität auf der Schiene und gg. dem LKW. Auch die in diesem Jahr neu gebildeten Allianzen unserer Reederkunden hatten Auswirkungen auf Import- und Export-Mengenströme und erforderten ein Nachsteuern unseres Netzwerks.

Wir bleiben flexibel, passen unser Angebot der Nachfrage an und nutzen unsere neue operative Aufstellung, um schnell und gezielt zu reagieren.

Und wie sieht Ihre Vision für die nächsten fünf Jahre aus?

DB Cargo erlebt derzeit die größte Transformation ihrer Geschichte – und wir sind ein aktiver Teil davon. Die Richtung stimmt: Mit der neuen Struktur, klaren Verantwortlichkeiten und engagierten Teams haben wir die Chance, den maritimen Kombinierten Verkehr wirtschaftlich erfolgreich aufzustellen.

Ich bin überzeugt, dass wir in fünf Jahren nicht nur profitabel arbeiten, sondern als verlässlicher Anbieter im Hinterlandverkehr eine zentrale Rolle in der europäischen Seehafenhinterland-Logistik spielen werden.


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