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Umstrukturierung bei DB Cargo (Teil 5)

DB Cargo Automotive: Autonomer Logistikmotor auf Schienen

Foto: DB AG/Oliver Lang
Foto: DB AG/Oliver Lang

Europas Automobilwelt bewegt sich – und DB Cargo Automotive bewegt sie: klimafreundlich, flexibel und mit eigener Stärke. In diesem eigenständigen, fokussierten Geschäftsbereich bündelt DB Cargo sämtliche Automotive-Logistikaktivitäten. Die Spezialität: Maßgeschneiderte Schienenlösungen für Fahrzeugteile ebenso wie Neufahrzeuge – komplett autark organisiert innerhalb des Konzerns.

DB Cargo Automotive – die Schiene, auf der Europas Autowelt rollt: Endlose Reihen glänzender Neuwagen, die auf einem Zug durch die Landschaft gleiten – ein Bild, das Autoliebhaber ebenso begeistert wie Logistikprofis.Rund 1,2 Millionen Neufahrzeuge bringt DB Cargo jedes Jahr auf die Schiene. Hinzu kommen bis zu 140.000 Güterwagen beladen mit Fahrzeugteilen und Komponenten. Hinter dieser Leistung steht die Geschäftseinheit Automotive, der spezialisierte Partner für Marken wie Mercedes-Benz, Volkswagen, BMW, Ford und Stellantis. Ihr Auftrag: Produktionsstandorte, Zulieferer und Häfen europaweit miteinander zu verbinden.

Mobilität im Wandel – Logistik im Takt

Komplexe Lieferketten, neue Mobilitätskonzepte und die Forderung von Politik und Konsumenten nach mehr Nachhaltigkeit verändern die Automobilbranche und somit auch die Anforderungen an die Logistik.

DB Cargo Automotive ist dabei nicht nur Transporteur, sondern strategischer Partner. Gemeinsam mit den Herstellern entwickelt das Team neue Logistikkonzepte und Transportlösungen – von der Werksversorgung bis zum Export.

Automotive RailNet – das Rückgrat der Automobillogistik

Kernstück sämtlicher Logistiklösungen ist das Branchennetzwerk: das Automotive RailNet. Es fungiert seit über 20 Jahren als Bindeglied der Industrie und verknüpft Gleisanschlüsse und multimodale Schienenzugangspunkte wie Logistikzentren, Railports und Terminals. Mit modernen Zugbildungsanlagen an strategisch wichtigen Knotenpunkten werden Werke bedarfsgerecht zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Reihenfolge mit Fahrzeugteilen versorgt. Sind die Neufahrzeuge dann produziert, erfolgt die Bündelung sowie Verteilung über das Automotive RailNet schnell und effizient.

Foto: DB AG/Michael Wolf
Foto: DB AG/Michael Wolf

Batterielogistik – volle Ladung Elektromobilität

Neue Kunden, neue Werke und Zulieferer werden kontinuierlich an das Automotive-Netzwerk angebunden. In puncto Batterielogistik ist das Team bestens aufgestellt und transportiert bereits jetzt jährlich rund 650.000 Batterien und Zellmodule. Die Schiene ist geradezu prädestiniert für diese Transporte, da Batterien sowohl groß als auch schwer sind.

Mehr Kapazität: In einen Güterwagen passen bis zu 64 Tonnen Zuladung und damit zweieinhalbmal so viel wie in einen Lkw.

Mehr Sicherheit: Auch das Thema Sicherheit ist ein wichtiger Faktor, da Batterien als Gefahrgut klassifiziert sind. Bezogen auf die Unfallhäufigkeit ist die Schiene 42-mal sicherer als die Straße.

Maßgeschneiderte Logistik – Full-Service

Neben den klassischen Ganzzugverkehren sind auch Konzepte mit Hauptlauf auf der Schiene und Lkw-Fahrten im Vor- und Nachlauf in der Automobilindustrie gefragt. Als Systemanbieter übernimmt das Automotive Team die komplette Steuerung der Verkehre und bietet Komplettlösungen aus einer Hand an – logistische Zusatzleistungen wie Umschlag, Lagerung oder auch spezielle Fahrzeugservices inklusive.

Dabei wird immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Zusätzlich zu den umweltfreundlichen Schienentransporten sind auch für den Vor- und Nachlauf Konzepte mit HVO-Lkw im Einsatz.

Transportequipment – mit der nötigen Flexibilität

Die steigende Nachfrage nach SUV und E-Autos beeinflusst die Anforderungen an das Equipment. Die Fahrzeuge sind größer, breiter und mit Akkus auch deutlich schwerer. Das Team Automotive hat frühzeitig mit der Entwicklung von flexiblen Autotransportwagen begonnen. Dank flexibler oberer Ladeebene ist die Ladehöhe individuell einstellbar. So kann das Ladevolumen optimal genutzt werden – ohne das zulässige Lademaß zu überschreiten. Die flexiblen Doppelstockwagen sind optimal, um verschiedene, parallel gefertigte Fahrzeugmodelle zusammen zu transportieren.

Organisationsstruktur der Business Unit Automotive (Quelle: DB Cargo AG)
Organisationsstruktur der Business Unit Automotive (Quelle: DB Cargo AG)

Neue Organisationsstruktur: Ein Team, ein Ziel

Mit der gebündelten Expertise von Vertrieb und Produktion agiert die Geschäftseinheit Automotive aus einer Hand für ihre Kunden. Ihr Ziel ist klar: Erster Ansprechpartner für nachhaltige Automobillogistik in Europa zu sein – und die Automobilbranche verlässlich in die Zukunft zu begleiten.

Die Geschäftseinheit Automotive im Überblick

Die Geschäftseinheit ist in vier spezialisierte Teams sowie eine eigene Produktion gegliedert, die eng zusammenarbeiten:

  • Sales and Solution Design
    Entwicklung und Umsetzung branchenspezifischer Bahnlogistik-Konzepte, strategische Kundenbetreuung und Markterschließung.
  • Product Management and Excellence
    Steuerung des Automotive-Netzwerks als Systemanbieter, Fahrplan- und Kapazitätsmanagement, Einkauf von Schienenleistungen sowie Entwicklung digitaler Kundenlösungen und kontinuierliche Prozessverbesserung.
  • Equipment
    Entwicklung der Flottenstrategie für Güterwagen und Lokomotiven inkl. neuer Equipment-Lösungen, Bestandsmanagement und effiziente Einsatzsteuerung.
  • Business Integration
    Strategische Weiterentwicklung, Kommunikation, Marktpositionierung sowie Steuerung von Produktentwicklungs- und Implementierungsprozessen.
  • Production Automotive
    Planung und Disposition der Produktionsressourcen wie Triebfahrzeuge und Triebfahrzeugführer im europaweiten Transportnetzwerk.
Foto: DB AG/Oliver Killig
Foto: DB AG/Oliver Killig

Interview mit Stephan Sulser

Herr Sulser, was macht der neu gegründete Bereich genau? Wer ist die Kundschaft, für wen wird was bewegt?

Als Geschäftseinheit Automotive sind wir der führende Anbieter für Automobillogistik auf der Schiene – europaweit. Wir verstehen uns als Systempartner für unsere Kunden. Das bedeutet von Inbound, also der Werksversorgung mit Komponenten und Batterielogistik bis hin zum Transport fertiger Fahrzeuge – dem so genannten Outbound. Unsere Lösungen sind durchgängige ganzheitliche Logistiklösungen – mit der Schiene im Kern, Straße im Vor- und Nachlauf ergänzend.

Unsere Kunden sind die großen Automobilhersteller, die sogenannten OEMs – also „Original Equipment Manufacturer“. Neben den deutschen Traditionsmarken zählen immer mehr europäische und asiatische Produzenten dazu. Wir internationalisieren unser Portfolio Schritt für Schritt und folgen damit den globalen Märkten.

Ein Schwerpunkt mit Zukunft: die Batterielogistik. Batterien sind schwer, sensibel und zum Teil Gefahrgut – dafür haben wir ein eigenes, wachsendes europäisches Netzwerk aufgebaut. Wir sind überzeugt: Nach einem schwierigen Start wird dieser Markt in den nächsten Jahren massiv wachsen – und wir sind genau dafür bestens aufgestellt.

Was genau ist jetzt neu und was hat sich verändert im Vergleich zur bisherigen Struktur? Warum ist das besser?

Das Neue ist die Bündelung von Vertrieb und Produktion unter einem Dach. Das bedeutet: vom Erstkontakt über das Angebot, die Planung und Durchführung mit eigenen Ressourcen bis hin zur Abrechnung kommt alles aus einer Hand. Wir agieren in mittelständischen Strukturen – immer mit dem Kunden im Fokus. Für unsere Kunden heißt das: weniger Schnittstellen, mehr Tempo, mehr Verlässlichkeit.

Und für uns: Wir sind agiler, näher am Markt und können schneller reagieren – gerade in Zeiten, in denen die Automobilindustrie im Umbruch ist.

Wie liefen die ersten sechs Monate 2025?

Zum 1. Januar haben wir die größte organisatorische und kulturelle Veränderung seit der Bahnreform umgesetzt. Klar ist: Solche Schritte brauchen Zeit, bis sie reibungslos laufen. Heute steht die neue Organisation stabil. Prozesse spielen sich noch ein, aber wir sind sicher: Unsere Kunden werden in den kommenden Wochen spürbar von den Verbesserungen profitieren.

Ihr Ausblick für die nächsten Monate – welche Ziele und Herausforderungen sehen Sie?

Wir wollen die Integration der Produktion in der Geschäftseinheit Automotive vollständig abschließen und unsere Transformationsziele erreichen. Gleichzeitig begleiten wir unsere Kunden auf ihrem eigenen Weg der Transformation – mit passgenauen, nachhaltigen Logistiklösungen.

Wo sehen Sie die DB Cargo Automotive in fünf Jahren?

In fünf Jahren wollen wir noch klarer die Nummer eins für schienenbasierte Automobillogistik in Europa sein – wirtschaftlich, qualitativ und nachhaltig. Unser Anspruch: erster Ansprechpartner für nachhaltige Automobillogistik. Dazu internationalisieren wir weiter unser Kundenportfolio und bauen mit der Batterielogistik ein starkes, wachsendes Standbein im Komponentenbereich weiter aus.


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