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Bahnlogistiker mit der Schiene im Herzen

DB Cargo auf Wachstumskurs

Mitarbeiter in Arbeitskleidung beim Kuppeln von Güterwagen
Foto: DB AG/Oliver Lang

Bahnlogistiker heißt: Bahn ist drin! Im Fokus steht die Logistikkette des Kunden. Diese wollen und werden wir als DB Cargo von Anfang bis Ende – und gern noch ein Stück weiter – bedienen. Maßgeschneiderte und nachhaltige Logistiklösungen, die die CO2-Bilanz unserer Kunden verbessern, sind unser Ziel.

Dafür sind wir bestens gerüstet. Als Europas größtes Unternehmen im Schienengüterverkehr haben wir ein europaweites Netzwerk für nachhaltige und klimafreundliche Transporte auf der Schiene und die Kompetenz, grenzüberschreitende Transportketten zu fahren – bis nach China. Schon heute fahren wir jede Woche zirka 20.000 Züge quer durch Europa und entlasten dabei die Straßen pro Woche um 1 Millionen Lkw. Das erspart Europa 6,5 Mio. Tonnen CO2 jährlich. Klimaschutz steckt also in unserer DNA.

Über politische Grenzen hinaus steigt das Umweltbewusstsein. Wenn die Bundesregierung ab 1. Januar 2021 einen Preis für CO2 einführt, werden fossile Kraftstoffe teurer. Unternehmen, die mit Erdgas, Benzin und Diesel handeln, sind ab dem Zeitpunkt verpflichtet, für den CO2-Ausstoß ihrer Produkte Verschmutzungsrechte in Form von Zertifikaten zu erwerben. Ziel dieser und weiterer Maßnahmen: Die CO2-Emissionen im deutschen Verkehrssektor sollen von aktuell 170 Millionen Tonnen CO2 schon bis 2030 auf 95 Millionen Tonnen CO2 sinken. Über 3 Millionen Lkw in Deutschland emittieren jährlich 48 Millionen Tonnen.

Hier kommt die Schiene ins Spiel: Im Schienengüter­verkehr bewegen wenige Menschen große Mengen. Und zwar staufrei und grenzüberschreitend. Ein Güterzug ersetzt 52 Lkw und jede auf der Schiene transportierte Tonne spart im Vergleich zum Lkw 80 Prozent CO2. Die Umweltbilanz der Schiene ist überragend und konkurrenzlos. Sie ist zudem der einzig denkbare Verkehrsträger, mit dem der für die kommenden Jahre prognostizierte Anstieg im Güteraufkommen zu bewältigen ist, denn die Kapazitäten der Straße reichen dafür nicht aus.

Folgerichtig hat die Bundesregierung das Ziel ausgegeben, bis 2030 für Schienentransporte einen Anteil am Modal Split von 25 Prozent zu erreichen. Gegenwärtig liegt der Anteil zwischen 18 und 19 Prozent, die 20-Prozent-Marke wurde seit 30 Jahren nicht mehr überschritten. Das bedeutet für die Schiene ein Plus von 70 Prozent. DB Cargo wird dann als größte europäische Güterbahn die deutschen Straßen um jährlich 25 Millionen Lkw-Fahrten entlasten. Das entspricht einer Lkw-Schlange von 500.000 Kilometern, also der 1,3-fachen Entfernung zum Mond. Folglich erreichen wir nur mit einem starken Schienengüterverkehr die deutschen und europäischen Klimaziele.

Auch volkswirtschaftlich ist der Schienengüterverkehr überaus sinnvoll. Die Kosten des Straßenverkehrs sind schließlich fünfmal so hoch wie die der Schiene. Und wer trägt sie? Die Allgemeinheit! Daher ist es wichtig, dass die Schiene faire Rahmenbedingungen im Wettbewerb unter den Verkehrsträgern bekommt und es politische Anreize für eine Verlagerung gibt. Fest steht schon heute: Wir können und werden zukünftig mehr Züge fahren. Daher haben wir nun den Schrumpfkurs und Kahlschlag der vergangenen Jahre rigoros beendet und setzen stattdessen voll auf Wachstum.

Wachstum und Digitalisierung – Eckpfeiler der „Starken Cargo“

Vor allem im Einzelwagenverkehr (EV), der für die Wirtschaft von höchster Bedeutung ist und zudem eine umweltfreundliche Alternative zur Straße darstellt, gilt es nun, Aufträge zu gewinnen. Wir können stolz darauf sein, dass wir in Deutschland – aber auch über die Grenzen hinaus – über ein nahezu perfekt ausgebildetes und umweltfreundliches Transportsystem verfügen. Von dieser Infrastruktur können andere Länder nur träumen. Wir betreiben neun große Rangierbahnhöfe und über 130 mittlere und kleinere Zugbildungsanlagen. Hinzu kommen über 2.500 anfahrbare Güterverkehrstellen. Mit diesem „Umwelt-Netzwerk“ bieten wir die effektivste und am schnellsten umsetzbare Maßnahme zur CO2-Reduzierung.

Lokomotive verlässt eine Werkstatt
Auf europäischen Schienen unterwegs: E-Lok Baureihe 193 Vectron von DB Cargo auf einer Schiebebühne (Foto: DB AG/Oliver Lang)

Während die Autobahnen schon heute an ihre Belas­tungsgrenzen stoßen, haben wir in unserem EV noch freie Kapazitäten. Um mehr Kunden für den Einzelwagenverkehr zu gewinnen, bieten wir zukünftig deutlich engere Taktungen und mehr Relationen an und werden unseren Vertrieb wieder stärker in den Regionen aufstellen.

Das EV-System ist bekanntlich besonders in der Nacht stark, wenn der Personenverkehr abnimmt. „Abends verladen – am nächsten Morgen an den Zielorten der Industriezentren“ lautet das Erfolgsrezept. Wir bieten daher seit Herbst mit Hamburg–Köln beispielsweise eine neue Nachtsprung-Verbindung an. Und auch Kunden ohne Gleisanschluss können zukünftig problemlos am Einzelwagenverkehr teilnehmen. Wir holen per Lkw Güter bei ihnen ab, um sie auf die umweltfreundliche Schiene zu verladen. Oder sie nutzen unsere Railports, die wir im Zuge der Strategie „Starke Cargo“ schon bald um weitere Standorte erweitern.

Auch im Kombinierten Verkehr, einem der ­stärksten Wachstumsmärkte im gesamten Güterverkehr, haben wir einiges vor. Egal, ob Straße – Schiene, Schiff – Schiene oder Schiff – Schiene – Straße, in jeder Verknüpfung der Verkehrsträger liegt gerade bei längeren Transportstrecken ein hohes Potenzial. Um dieses zu nutzen, werden wir verstärkt mit unserer Schwester DB Schenker kooperieren.

Ein Paradebeispiel dieser Zusammenarbeit war der „Masken-Zug“ aus China. In nur zwölf Tagen ging es vom Terminal im chinesischen Xi’an per Zug über Kasachstan und Russland nach Kaliningrad – insgesamt über 10.000 Kilometer Bahnstrecke. Von Kaliningrad aus gelangten die Container mit 7,4 Millionen Atemschutzmasken per Schiff nach Rostock, wo sie dann weiter per Schiene nach Duisburg beziehungsweise Verona verteilt wurden. Von den dortigen Terminals lieferten Lkw die Ware zum jeweiligen Endziel. Damit erfolgte die komplette Tür-zu-Tür-Lieferung inklusive Verpackung, Verzollung und Dokumentation für den Kunden aus einer Hand.

Seit Beginn der Corona-Krise im März fahren wir für Aldi auch den „Pasta-Express“, wie er von den Medien getauft wurde. Lkw von DB Schenker transportieren die Nudeln vom Werk des „Cucina“-Lieferanten Pastificio Guido Ferrara aus Nola bei Neapel nach Norditalien, von wo es mit DB Cargo auf der Schiene weitergeht. Und im maritimen Bereich haben wir uns mit den beiden größten europäischen Häfen in Rotterdam und Antwerpen zusammengetan, um Transporte zu gewinnen. Ende des Jahres werden beide mit anfangs je vier Zügen zu Industriestandorten in West- und Süddeutschland an das Netzwerk von DB Cargo angebunden. Ein Beispiel für neue Allianzen, die wir mit unseren Kunden schmieden. Solche Allianzen sind auch wichtig im Ganzzugverkehr. Unsere Kunden kommen hier hauptsächlich aus den Branchen Automobile, Stahl, Kohle, Mineralöl, Holz und erfreulicherweise zunehmend auch wieder aus der Agrarindustrie. Im Ganzzugverkehr geht es stets um große Mengen.

Um all dies umzusetzen, werden wir robuster und schlagkräftiger. Grundlage dafür ist unser gut ausgebildetes Personal. Wir haben 2019 über 1.000 neue Kollegen eingestellt, vor allem Rangierer, Wagen­meister, Lokrangierführer und Lokführer. In diesem Jahr werden es – trotz Corona – ebenso viele sein.

Neben unserer weiterlaufenden Offensive zur Personal­gewinnung haben wir zusammen mit unseren Arbeitnehmervertretern die Abläufe in der Produktion weiterentwickelt. Wir geben dabei wieder mehr Verantwortung „in der Fläche“. Wir hatten die Verantwortung für Verkehre bei DB Cargo in drei große Korridore geteilt, über die sämtliche Transporte laufen. Grenzüberschreitend hat sich dieses Modell bewährt, für Deutschland mit seinen neun Rangierbahnhöfen und 130 Zugbildungsanlagen ist es allerdings optimierbar. Daher haben wir jetzt den Standorten deutlich mehr Verantwortung zurückgegeben. So können wir Lokführerinnen und Lokführer wieder viel stärker regional, schichtbezogen und unabhängiger von einzelnen Zügen einteilen.

Schienengüterverkehr so einfach wie Online-Shopping

Auch in unseren Fuhrpark investieren wir. Bis zum Jahresende statten wir unsere gesamte Güterwagenflotte mit GPS und Telematik aus. In Nürnberg betreiben wir erstmals eine Anlage zur videogestützten Zustandserfassung unserer Wagen. Und zusammen mit VTG, dem größten privaten Vermieter von Güterwagen, entwickeln wir im Projekt „m²“ gerade neuartige Tragwagen, deren Aufbau während ihrer gesamten Einsatzzeit veränderbar ist.  Sie können so den jeweiligen Wünschen unserer Kunden angepasst werden; das lange Warten auf die Lieferung neuer Wagen hat damit ein Ende. Die Zulassung erwarten wir für 2021.

Güterwagen in einer Halle
Vorstellung des m²-Tragwagen. Der modulare Güterwagen wurde von DB Cargo und VTG konstruiert (Foto: DB AG/Pablo Castagnola)

Auch bei der Sendungsverfolgung hat sich eine Menge getan. Auf unserem neuen Portal Link2Rail stellen wir unseren Kunden sämtliche wichtigen Daten und Services zur Verfügung. Bis zu 1,8 Millionen GPS-Daten unserer intelligenten Güterwagen fließen täglich in den Track&Trace-Service. Für Kunden wird so die Sendungsverfolgung auf dem kompletten Transportweg noch präziser und transparenter. Schon bald wird auch die Bestellung unserer Leistungen wesentlich einfacher. Einkaufen per Klick – wie im Online-Shopping – wird auf Link2Rail möglich sein, auch über Landesgrenzen hinweg. Für über 450 Kunden, die wir bereits angebunden haben, ist es das bereits jetzt. Diesen Service gibt es in dieser Form europaweit nur bei uns.

Niemand weiß gegenwärtig, wann die Motoren in Industrie und Handel wieder auf Normalgeschwindigkeit laufen, die Prognosen verändern sich entsprechend der Corona-Lage. Bis dahin gilt es, flexibel zu sein. Sobald die Wirtschaft aber wieder mehr Transporte benötigt, werden wir in der Lage sein, schnell zu reagieren und unsere Kapazitäten hochzufahren. DB Cargo hat in der Corona-Krise bewiesen, wie systemrelevant und leistungsfähig der Schienengüterverkehr ist. Um diesen Schwung nutzen zu können und bereit zu sein für die Zeit nach der Krise, stellen wir uns jetzt schlagkräftig auf. Denn die Weichen werden bekanntlich gestellt, bevor der Zug abfährt.


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